Gerade hat das Startsignal die zweite Runde des DFCN Galgen-Cups eröffnet. Aik tritt auf die Abwurfmatte. 18 Höhenmeter unterhalb und 67 Meter entfernt ist der Zielkorb durch einige Bäume gerade so zu erkennen. Es handelt sich in der Fachsprache um eine Inselbahn: Landet die Wurfscheibe nicht im markierten Bereich, Radius etwa zehn Meter, gibt es Strafpunkte. Der Junior wirft eine hohe Linkskurve – und trifft vom Abwurf direkt in den Korb: Ass!
Viele der weltbesten Profi-Discgolfer in Amerika, wo der Sport in den 60er Jahren entwickelt wurde, können selbst nach Jahren kein Turnier-Ass verbuchen. Dort und in Skandinavien ist der Freizeitsport mittlerweile recht verbreitet und die Turnierszene wächst ebenso. Auch in Deutschland gibt es jedes Jahr mehr Turniere, aber wegen der wachsenden Nachfrage ist es trotzdem nicht einfach, einen Startplatz zu ergattern. Aus dieser Situation und aus der Begeisterung für das Scheibenwerfen heraus entstand beim Discgolf- und Frisbeeclub Nürtingen vor etwa einem Jahr der Entschluss, ein jährliches Turnier ins Leben zu rufen. In kleiner Gruppe wurden sowohl der reine Turnierbetrieb vorbereitet, als auch manch verrückte Idee entwickelt. Denn Ziel war es, neben einem bestens präparierten Parcours auch den Spaß drum herum nicht zu kurz kommen zu lassen.
Wer die Stimmung am Wochenende verfolgte, dem war schnell klar: Es war ein durchschlagender Erfolg! “Ein super Laune machendes Turnier mit einem interessanten und dankbaren Kurs, sehr leckerem Essen, netten Leuten…” schreibt Lucca Seipenbusch, mehrfacher deutscher Meister, danach in den sozialen Netzwerken.
Alle 70 Mitspielenden waren voll des Lobes, einerseits wegen der hervorragenden Organisation, andererseits wegen der vielen liebevollen Kleinigkeiten, die begeistert aufgenommen wurden. Da war der Galgen, der extra als Verschönerung eines Korbes gezimmert worden war – schließlich war der Galgenberg ja Namensgeber. Da war die Players’ Party am Abend, wo man über die eigene Runde fachsimpeln und bei verschiedenen Disc-Spielen Preise erringen konnte. Da waren die Anhänger, die man für gute und schlechte Spielweise bekam, darunter für Würfe ins Aus oder wer die meisten Bahnen unter der Vorgabe spielt. Wohl am begehrtesten: Das Seepferdchenabzeichen – für Würfe, wo die Disc im Wasser landet.
Denn neben dem Galgenbergpark, der auch regulär einen familienfreundlichen Discgolfparcour beherbergt, durfte der Verein zusätzlich das angrenzende Freibadgelände nutzen. So war es den Organisatoren möglich, insgesamt 18 neue Bahnen zu gestalten, bei denen für jeden etwas dabei war. Es gab zum einen die 110 Meter lange Bahn von hoch oben am Hang über das Schwimmbecken hinweg, genauso aber auch die kurze, enge Bahn mit tief hängenden Zweigen, die absolute Präzession verlangte. Schnell konnte einen eine scheinbar simple Bahn über die Wiese in Bedrängnis bringen, wenn man sich überraschend im großen Gebüsch direkt am Fairway widerfand, ohne direkte Chance, die Scheibe im Korb zu versenken.
Und dann war da eben noch der Top-of-the-World Shot, bei dem Aik sein erstes Turnier-Ass warf. “Der Wurf hat noch einen Ast getreift, der die Disc perfekt umgelenkt hat.” erzählte er nach der Runde. Klar, Zufälle gehören manchmal auch dazu.
Ein ganz besonderer Dank gilt den Freiwilligen, die als Spotter für die Sicherheit sorgten. “Die Scheiben unterliegen Bestimmungen, die ernsthafte Verletzungen ausschließen,” sagt Benjamin Walther, einer der beiden Turnierleiter, “aber schmerzen kann es schon, wenn man eine Disc abbekommt. Deswegen ist die erste Grundregel beim Discgolf, dass nur geworfen wird, wenn niemand zu Schaden kommen kann.” Für die Sicherheit vor Ort waren auch Rettungsschwimmer vom DLRG im Freibad im Einsatz – die aber am Ende netterweise nur einige Scheiben aus dem Wasser retten mussten.
Was bleibt übrig? Ein geniales Wettkampfwochenende, an dem dank dem DFC Nürtingen noch Einiges über ein normales Turnier hinaus geboten war. Die Erinnerung an die strahlenden Gesichter der Teilnehmenden. Die Energie der Organisatoren, die von der allgemeinen guten Stimmung getragen zu Höchstleistungen aufliefen. Der Gang zum Wäschetrockner, weil das Wetter zwischendrin doch etwas Kapriolen geschlagen hatte. Das Klimpern der Anhänger an den Golftaschen – und die unbedingte Ansage: “Nächstes Jahr wieder!”
Benjamin Walther












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